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Wirrwarr mit Jutta und Peter Humps und Timpe Te mit Birger und Julian Warmuth
wieder unterwegs. Diesmal ist Familienturn angesagt, keine echten Ziele liegen an,
wir wollen nur vor uns hintrödeln und Urlaub machen.
Einzige Ausnahme stellt mein Sohn Julian dar, der im Hinterkopf immer wieder
ehrgeizige Pläne schmiedet.
Als Richtung haben wir erst einmal die dänische Südsee angepeilt. Peter hat vorsichtshalber Karten für die gesamte Ostsee angeschafft. Auf beiden Booten soll diesmal auch elektronisch navigiert werden.

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Aufbruch am 19.7.01 so um 9:30 Uhr. Alles geht diesmal sehr schnell, weil in Juttas Erinnerung
sich alle Strecken wenigstens halbiert haben und entgegen allen vorherigen Beteuerungen
ununterbrochen gefahren wird. So sind wir schon am nächsten Tag in der Marina Marco.

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Es ist schwül und das Maststellen schweißtreibend.
Auf der Timpe Te funktioniert die Windanzeige nicht und Julian
muss zweimal auf den Mast gezogen werden, was aber auch nicht hilft.
Nach Duschen und Essen brechen wir dann doch noch nach Ziegenort auf.

Von nun an gilt die Überschrift. Der Wind oder besser der zarte Lufthauch reicht nicht einmal für den Spi,
so dass nach kurzen verzweifelten Versuchen immer wieder der Knatterfix angeworfen wird.
Auf diese Weise kommen wir alle zu einem Bad in der Ostsee vor dem schönen Badeort Zinnowitz.
Unser Boot treibt ohne Besatzung - ein schöner Anblick. Jutta hält auf der Wirrwarr Bordwache.

25.7. Lohme - Klintholm schöner Wind gegenan. Nach 25 sm verabschiedet er sich wieder und wir erreichen
den vollkommen überfüllten Hafen unter Motor. Mit unserem kleinen Boot bekommen wir dennoch einen guten Platz
und müssen nicht an 10. Stelle im Päckchen liegen, die sich brav nach Nationalitäten sortiert gebildet haben.
Am nächsten Tag ist die für Klintholm obligatorische Radtour fällig - wir sind ja alle Sportler.
Roedvig, unser nächster Hafen ist ebenfalls total überfüllt. Das wird wohl in der ganzen dänischen Südsee so sein.
Gedanklich schweifen wir nun wieder nach Osten Richtung Bornholm, Peter sprich laut über Christiansoe.
Doch zuvor verprassen wir unser Geld im besten Krog am Ort und genießen altes dänisches Ambiente.


28.7 Roedvig - GisLovs Laege ölig glatte Ostsee. Kein Lüftchen regt sich.
Im Verkehrstrennungsgebiet ist rasanter Verkehr, durch den wir uns immer nach Vorschrift hindurch manövrieren.
Nach 20 sm regt sich etwas......Wir zücken den Spi. 2,1 kn sind anfangs möglich, die sich dann langsam
auf 3 - 3,5 - 4 - bis 4,5 Kn steigern. Und so halten wir durch bis zu Hafen, der wunderbar leer ist.
Unterwegs wird schon mal Spagettisauce gekocht, so dass nach Ankunft das elementarste Bedürfnis umgehend
befriedigt werden kann.
Peter ist schwer angeschlagen, hat er doch seinen Laptop mit Seewasser aus dem Eimer ertränkt.
Da ist für diesen Urlaub nichts mehr zu machen.

Wetterumschwung !
Es weht mit 5-6 . Nach längerer Diskussion brechen wir nach Ystadt auf. Jutta und Peter laufen mit kurzen Schlägen
dicht unter Land, Julian und ich entscheiden uns für lange Schläge hinaus. Dort ist etwas mehr Wind, wenn auch etwas
mehr Welle. Kurz vor Ystadt hat sich der Wind auf 22 Kn gesteigert. Sausefahrt ist angesagt. Im Hafen ist es recht voll
und die Boote in unserem Päckchen bewegen sich heftig. Wir entscheiden uns zum Umlegen in den alten Teil mit seinen
kleinen Stegen - eine kluge Entscheidung.
Die Gebäude im Hafen sind jetzt modern und komfortabel. Es gibt Internet umsonst, eine moderne Toiletten,
Cafeteria und jeden Morgen Brötchen.
Jutta und Peter gehen von hier aus nach Skillingen, Julian und ich warten noch einen Tag und gehen dann nach Roenne,
um dort unser drittes Familienmitglied aufzunehmen.
Die Überfahrt ist absolut nervig. Kein Wind aber eine große Welle lassen unser Boot wie auf einer Achterbahn
schaukeln - muss Segeln schön sein.
Am 4. 8 sind wir dann wieder komplett. Jutta und Peter sind eingelaufen und Nora ist aus Berlin eingeschwebt.
Im Hafen herrscht ein seltsame Aufbruchstimmung. Da wir in diesem Jahr spät dran sind, umgeben uns in erster Linie Boote,
die gen Heimat streben. Alle schauen besorgt auf den Wetterbericht, weil der Wind noch immer kräftig aus SO weht.
Vor dem Hafen steht eine kräftige Welle. Einige stehen unter Zeitdruck , weil die Arbeit ruft.
Wir gehen in die entgegengesetzte Richtung . Allinge ist unser Ziel. Auf der Rückseite der Insel sieht die Welt ganz anders aus.
In der Abdeckung weht ein laues Lüftchen, die Landschaft sieht viel lieblicher aus. Den Kontrast erlebt man besonders stark,
wenn man mit dem Fahrrad nach Hammerhaven fährt. Dort liegen die Boote hinter der Mole in einer Wolke aus Gicht,
die ständig herüber geweht wird und die Haare fliegen einem fast vom Kopf.
Am 10.8. brechen wir nach Christians Oe auf, das wir noch in so guter Erinnerung haben. Nur eine Nacht wollen wir bleiben,
um unseren Frauen ein schönes Erlebnis zu vermitteln. Die Überfahrt - unter Motor - verläuft ruhig.
Der Hafen ist leider sehr voll. Am Abend kommt dann kräftiger Wind aus SO auf, so dass wir in unserem Päckchen zwischen zwei
schweren Booten beinahe unseren neuen Lack ramponieren.

Dafür treffen wir alte Bekannte wieder, die wir vor zwei Jahren in Anholt kennen gelernt haben und denen Peter einen ersten
Empfang auf seinem Wetterfax verdankte. Vor dem Hafen steht eine unangenehme Welle mit Querströmung, die auch das Hafenwasser in kräftiger Bewegung hält. Wir beschließen zu warten, aber das Wetter wird immer schlechter.
Zum Wind gesellt sich Regen und es wird kühler. Aus einer Übernachtung werden drei, bis wir fluchtartig trotz Regen und Wind
die Insel verlassen. Meine Frau denkt nur mit Grausen an das von ihr "Gefängnisinsel" titulierte Eiland zurück. Schade !
Durch ein Missverständnis werden wir auf der Rückfahrt getrennt. Jutta , Peter und Nora gehen nach Svanecke, weil es leichter
anzuliegen ist, Julian und ich quälen uns nach Gudjem. Die Überfahrt ist reichlich nass. Die Wellen spülen abwechselnd vorne
und hinten über das Schiff. Bornholm liegt in dichtem Dunst und die Silhouette der Insel erschein erst ca. 1sm vor der Küste.
Ohne elektronische Navigationshilfe wären wir etwas verunsichert gewesen.
Es folgen Urlaubstage mit Sonne, Kaffee und Kuchen und Faulenzen, bevor wieder nach Roenne aufbrechen, um Nora am
Flughafen zu verabschieden. Jetzt warten wir auf günstiges Startwetter für die Überfahrt nach Saßnitz.

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Am 18.8. um 5:50 verlassen wir den Hafen. Es ist diesig und keine Welle bewegt
das Wasser, der Wind der letzten 10 Tage ist verschwunden.
Motoren für die nächsten 30 sm ist angesagt. Dann rührt sich ein Lüftchen.
Wir holen alles heraus, was wir gleichzeitig an Segeln setzen können.
Das bringt immerhin 3,5 Kn später 5 Kn. Nach herrlichen 22 sm erreichen wir
Saßnitz (ca. 10 Std.). Dies war der schönste Vorwindkurs der ganzen Reise.

Noch haben wir 10 bis 12 Tage vor uns.timpe07Den Greifswalder Bodden haben wir schon seit Jahren nicht besegelt.
Also raus aus Saßnitz, auf nach Lauterbach. Hinter der Mole trifft uns ganz unerwartet eine riesige Welle und Wind hart gegen an. Wir scheuern so gerade
an der Küste entlang und können Schläge vermeiden. Die Schiffsbewegungen
sind so heftig, dass man tatsächlich von Segelsport reden kann.
Erstmals auf dieser Reise kann ich nicht mehr unter Deck, weil sonst
Würgegefühle aufkommen. Julian hält sich spitzenmäßig.

Lauterbach hat sich gut entwickelt, auch wenn ein etwas seltsamer Ton im Hafenmeisterbüro herrscht. Stege, Toilette,
Waschmaschine, Restaurant alles gut, nur zum Einkaufen muss man nach wie vor recht weit laufen.
Nächste Station Greifswald. Die Stadt hat qualitativ einen echten Sprung gemacht. Bummeln macht richtig Spaß.
Wir besuchen die Hanse-Werft. Es wird gebaut und gebaut. Wer soll all diese großen Boote kaufen. Da alles sehr offen ist,
kann man die einzelnen Schritte der Entstehung einer Yacht gut verfolgen. Es ist immer wieder erstaunlich, mit wie wenig Material
man ein Boot bauen kann. Die späteren Besitzer sollten beim Eindrehen einer Schraube gut überlegen, ob sie mehr als einen
Kleiderbügel an dieser aufhängen wollen.
Der Promenadenhafen am Wiek, in dem wir liegen ist sehr gepflegt, auch wenn die Versorgung über privat verwaltete
Toiletten und Duschen nicht optimal ist.
Weiter nach Kröslin (heiße Zweibootregatta, über den Gewinner gebe ich nur mündlich Auskunft), die echte Alternative zu Freest. Super ausgebaut, jede Menge saubere Toiletten, Duschen und Waschmaschinenräume. Dazu Einkaufsmöglichkeiten eine Bar,
ein Restaurant, Bootsausstatter, Technikservice inclusive Kran und landschaftlich schön gelegen.

Und nun Zinnowitz, das noch immer seinen Charme der Unvollkommenheit erhalten hat. Die Fahrt dorthin war bestes Binnensegeln.
Guter Wind ohne Welle, das bringt schöne Rauschefahrt. Der Ort am Meer ist noch so voll, als ob die Ferien gerade angefangen
hätten. Baden haben wir uns aber verkniffen. Das Wasser war schon recht frisch.

Als wir nach Ueckermünde aufbrechen, herrscht die erste Stunde dichter Nebel. Wir wagen einen Blindflug nur geleitet durch die
elektronische Seekarte. Wir sind drei Boote, eine Berliner Great Dane ist dazu gekommen, die wir später mit Motorschaden in
Schlepptau nehmen dürfen. Hinter Karmin gibt es ein wenig Wind, wobei das Haffwasser total glatt ist, so dass man sich darin
spiegeln kann. Es ist ein seltsames Gefühl mit bis zu vier Knoten durch so stilles Wasser zu gleiten, ohne Wind zu spüren -
gespenstisch.

Ueckermünde macht einen recht toten Eindruck. Wir verlassen es schon am nächsten Tag, wieder im dichten Nebel mit
nicht mehr als 50 m Sichtweite. Er hält sich bis kurz vor dem polnischen Zollschiff. Wir haben schon überlegt,
wie wir es finden werden, als gerade die Sonne durchbricht. Der Rest ist Wiederholung der Hinfahrt in umgekehrter Richtung.
Der Urlaub ist wieder einmal zuende.

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